Schon der zweite Zobel’sche Schutzbrief und das Judenedikt der Grävenitz gestanden den Freudentaler Juden neben Synagoge, Schule und Friedhof auch die für traditionelle jüdische Gemeinden unverzichtbare Einrichtung einer Mikwe – des Tauchbades zur Wiederherstellung ritueller Reinheit –  zu. Wo diese Mikwe war, ist unklar, vermutlich aber in der unmittelbaren Nachbarschaft  des Judenschlössles“. Anfang des 20. Jahrhunderts befand sich die Freudentaler Mikwe im Keller des Hauses Seestraße 24, also in der Nähe des Steinbachs. Ein Standort der Mikwe in der Nähe des Baches dürfte damals nicht mehr neu gewesen sein, müssen die Tauchbäder doch „lebendiges“, also fließendes oder Grundwasser führen. Obwohl schon im Grävenitz-Edikt von einem „kalten“ Bad „vor ihre Weiber“ die Rede ist, handelt es sich bei der am Haus Seestraße 24 angebrachten Erläuterung, das „Judenbad“ sei ein „Treffpunkt der jüdischen Frauen“ gewesen, „die hier ihre Probleme besprachen“, zumindest teilweise um eine idyllische Projektion.

© Steffen Pross

Badhaus