Johanna Metzger wurde am 4. Juli 1905 in Fußgönheim bei Ludwigshafen als Tochter des Handelsmannes Markus Metzger und seiner Frau Rosalie geboren. Sie dürfte 1923 nach Freudental gekommen sein, wo sie im Haushalt ihrer Schwester Helene und ihres Schwagers Julius Stein lebte.
Nach der Plünderung und Beschädigung der Synagoge und der Jüdischen Schule am 10. November 1938 gehörte sie zu den jüdischen Frauen, die die Trümmer und Scherben auf dem Synagogenplatz zusammenkehren mussten. Nachts war sie gezwungen, der schweren Misshandlung ihres Schwagers durch den Freudentaler Ortsgruppenleiter Ludwig Bauer und drei weiterer Nazi-Schläger zuzusehen.
Johanna Mezger wollte nun mit den Steins nach Nordamerika emigrieren. Wegen der von den Nationalsozialisten erhobenen Judenvermögensabgabe verlor sie einen Großteil ihres Vermögens, mit einem wichtigen Teil des ihr verbliebenen Restes finanzierte sie die Emigration ihrer Schwester und ihres Schwagers am 30. Juli 1939 nach England, denen sie später in die USA folgen wollte.
Ihrer Nichte Margot Stein, deren für den Tag darauf vorgesehener Kindertransport in die USA kurzfristig abgesagt wurde, besorgte sie gerade noch rechtzeitig eine Schiffskarte von Rotterdam nach Hoboken, New Jersey. Johanna Metzger blieb allein in Freudental zurück, ihr Mobiliar, das sie bereits zur Verschiffung nach Bremerhaven geschickt hatte, wurde beschlagnahmt.
Sie lebte nun bei Karoline Stein, der Mutter ihres Schwagers. Deren Haus in der Hauptstraße 9 wurde mit dem von den Nationalsozialisten erzwungenen Einzug der Nachbarin Klara Jordan zum ersten „Judenhaus“ in Freudental. Johanna Metzger und Klara Jordan wurden am 1. Dezember 1941 von Stuttgart nach Riga deportiert. Beide wurden in der Schoah ermordet, ihr individuelles Schicksal ist unbekannt.
© Steffen Pross