Bietigheimer Straße 4

Jüdische Geschichte

Im März 1933 wurde der Kaufmann Samuel Marx in Freudental verhaftet – vermutlich hier in seinem Wohn- und Elternhaus in der Bietigheimer Straße 4. Gemeinsam mit Josef Blum und Josef Weil verschleppten ihn die Nazis ins Konzentrationslager Heuberg auf der Schwäbischen Alb. Samuel Marx dürfte ebensowenig Sozialdemokrat oder Kommunist gewesen sein wie seine beiden Freudentaler Mithäftlinge, sondern er wird – wie sie – zum Opfer einer Denunziation geworden sein, die einen missliebigen Juden traf, indem sie ihn zum politischen Opponenten des Nationalsozialismus erklärte. Ob Samuel Marx nach der Entlassung aus dem KZ nach Freudental zurückkehrte, ist unklar. Er wohnte später in Köln, wo er heiratete, und emigrierte 1938 in die NIederlande. 1943 wurde er mit seiner Familie nach Sobibor deportiert und dort ermordet.
Unklar ist auch, ob seine Eltern, der Viehhändler Max Abraham Marx und seine Frau Gustel, Anfang 1933 noch in ihrem Haus in der Bietigheimer Straße lebten. Max Abraham Marx starb jedenfalls im Juni 1933 im Haus seiner Tochter Ida Behr in Massenbach, Gustel Marx wohnte spätestens Ende 1937 bei ihrer Tochter Lina Ottenheimer in Bonfeld. Ida Behr gelang die Emifartion in die USA, Lina Ottenheimer, Gustel Marx und die jüngste Schwester Karoline Gottlieb fanden wie Samuel Marx zunächst in den Niederlanden Zuflucht. Gustel Marx scheint dort eines natürlichen Todes gestorben zu sein. Lina Ottenheimer konnte noch in die USA entkommen, Karoline Gottlieb und ihre Familie wurde wie Samuel Marx und die Seinen in Sobibor ermordet.
Am Stall hinter dem Haus zeigt am steinernen Türsturz eine Kerbe für die Mesusa, dass das Anwesen einst einem jüdischen Viehhändler gehört hat.

An der Scheune des ehemals Marx'schen Anwesen ist im Türsturz noch die Kerbe für die Mesusa erhalten.