Das Haus ist ein wenig abgelegen, von der Straße aus dem unmittelbaren Blick weitgehend entzogen: Hier, in der Hauptstraße 9, befand sich im Spätjahr 1941 Freudentals erstes „Judenhaus“: Die Zwangswohngemeinschaft dreier jüdischer Frauen formierten Hausbesitzerin Karoline Stein, Johanna Mezger, die Schwägerin ihres Sohnes Julius Stein, und die langjährige Nachbarin Klara Jordan. Letztere hatte ihr Haus im September unter Zwang und weit unter Wert verkaufen müssen. Kaum war sie im „Judenhaus“ bei Karoline Stein eingezogen, wurde auch diese zur „Arisierung“ ihres Hauses gezwungen: Am 1. Dezember 1941 wurden Johanna Mezger und Klara Jordan nach Riga deportiert, Karoline Stein musste ins nächste „Judenhaus“ zu den Herrmanns in der Strombergstraße 11 umziehen. Sie wurde am 22. August 1942 nach Theresienstadt deportiert.
© Steffen Pross